KSA West
KSA im Rheinland, in Westfalen und in Lippe

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Nachruf auf Ingo Neumann

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Pfarrer und Lehrsupervisor (1937-2025)

Ingo Neumann wurde am 6. Juni 1937 in Hoyerswerda geboren. Im Januar 1945 floh seine Mutter mit ihm und zwei Geschwistern nach Dresden. Dort wurden sie bei der Bombardieung im Februar 1945 verschüttet, kamen aber mit dem Leben davon. Ingo Neumann haben diese Erfahrungen lebenslang begleitet und geprägt.  Vernichtungsangst, Theodizeefrage, Überlebensschuld sind die Begriffe, die er theologisch und persönlich zu durchdringen suchte.  

Nach dem Krieg kommt er mit der Familie nach Bad Kreuznach. Dort wird er nach dem Studium der Theologie und Philosophie, einem Vikariat in Rengsdorf und seinen ersten Pfarrstellen in der Schweiz und in Hückelhoven 1967 -77 Dozent am Predigerseminar in Bad Kreuznach. Den Schwerpunkt bildet die Seelsorgeausbildung, die er 1969/70 als jüngster Teilnehmer am ersten Kurs Klinischer Seelsorge Ausbildung (KSA) Deutschland, unter der Leitung von Dr. Wybe Zijlstra, Niederlande, kennengelernt hat. Ingo Neumann wirkte danach wesentlich als Multiplikator dabei mit, dass die KSA in der Rheinischen Kirche verankert wurde. Bis 2001 hat er als Kursleiter und Supervisor insgesamt 41 KSA-Kurse durchgeführt. 

In Bad Kreuznach lernte er auch seine Frau kennen. Sie bekamen zwei Kinder. 1978 bis 1993 war Ingo Neumann Pfarrer in der Trinitatiskirchengemeinde in Bonn – Endenich. Er organisierte u.a. Reisen in die Sowjetunion, Aussöhnung und Versöhnungsarbeit lag ihm am Herzen. Während seiner Gemeindezeit leitete Ingo Neumann weiterhin Seelsorgekurse. 1993-2001 war er Landespfarrer der EKIR für Seelsorgeausbildung und Supervision. Auch im Ruhestand leitete er Seelsorgekurse und Supervisionsgruppen bis 2008. Als er ab 2016 drei Enkelkinder bekam, freute ihn das sehr. Zum Jahreswechsel 2025 verschlechterte sich seine Gesundheit, bis er am 23. August 2025 in Bonn starb. 

Ingo Neumann hatte ein weites Herz und einen wachen Verstand. Neben der Theologie und der Philosophie interessierten ihn die Naturwissenschaften, Astrophysik, Architektur, Sprachen (er sprach zehn) und nicht zuletzt die Kunst. Er sang im Chor und malte. Und er hatte ein lebendiges Interesse an den Menschen, mit denen er zusammenkam. Austausch und gemeinsames Nachdenken waren ihm wichtig, er konnte leidenschaftlich und engagiert für Menschen und Dinge kämpfen, wenn ihm das wichtig schien. Trotzdem strahlte er eine freudige Gelassenheit aus, die ihm zu einer Lebenshaltung geworden ist. 

Und er ließ sich gewinnen, Veränderungen freundlich zu begleiten und mitzugestalten - auch wenn er sich anderes gewünscht hätte. Das wird auch in seiner Geschichte der KSA im Rheinland deutlich, die er im Jahr 2020 auf Wunsch des Arbeitskreises KSA-West verfasste. Er holte sich bei den Kolleginnen und Kollegen Infos ein – und verarbeitete diese sorgfältig und alle Beteiligten würdigend. Sein eigenes Wirken beschrieb er im Konzert der vielen z.B. so: 

„Mein Klassiker sah beispielsweise so aus, dass die Gruppe am Anfang, in der Mitte und am Ende für jeweils eine Woche in einem Bildungshaus in Klausur war und sich dann wöchentlich an einem Tag am Kursort (meistens Bonn) traf. "Klinik" waren nicht mehr Stationen in Krankenhäusern, sondern konsequent die eigenen Gemeinden, die am Anfang in einer "Arbeitslandschaft" gemalt und präsentiert wurden. Die Gruppen wurden größer. Zwölf war jetzt unsere vollkommene Zahl mit durchgehend zwei Supervisor*innen. 

….. Ein Ergebnis unseres Experimentierens mit veränderten Kursformen war die Entdeckung, wie wandlungsfähig, wie variantenreich die Klinische Seelsorgeausbildung ist. Bedingung: dass die Grundelemente und die Prinzipien dieses Ausbildungsmodells strikt festgehalten wurden. ….. Deswegen haben wir über Jahrzehnte hin eine unendliche Energie in die Entwicklung verbindlicher Standards gesteckt. Es hat sich gelohnt und im Rückblick als notwendig erwiesen: als Gegengewicht zu der großen Freiheit jedes Kursleiters, unterschiedliche Kursformen auszuprobieren, seinen eigenen Stil zu finden und seine eigene Tradition zu begründen. 

…. Als Unikum an den Schluss setzen möchte ich deshalb einen Kurs, mit dem ich aus einer Not eine Tugend zu machen versucht habe, mit dem abenteuerlichen Namen "Aktivierende Seelsorge in der Region". …. Ein geschlossener Sechswochenkurs - geht das überhaupt berufsbegleitend? Nur, wenn die Teilnehmer jeden Tag zum Kursort pendeln, also nur regional. Der Kursort muss dann aber von Kurs zu Kurs wandern, und mit ihm der Supervisor, je nachdem wo sich die Zahl der Interessierten zu einer Art "Nest" verdichtet. Solche Kurse habe ich von 1994 bis 2001 als Landespfarrer mit Kirn, Köln-Riehl, Duisburg und Koblenz als Kursorte durchgeführt. Die eigene Gemeinde war in diesen Kursen nicht nur als Praxisfeld präsent, sondern zusätzlich noch durch einen Besuch der ganzen Kursgruppe im Arbeitsfeld und oft auch in der Familie jedes einzelnen Teilnehmers. 

… Der Supervisor ist zu einem Johann-ohne-Land geworden, zu einem Handlungsreisenden. Er ist unterwegs und besucht seine "Klienten" da, wo sie zu Hause sind und arbeiten. Den interdisziplinären Kontext und seine Notizen trägt er bei sich: im Laptop, das auch Zugang zum Internet hat. So gerät er - gänzlich ungesucht - in die Nachbarschaft der wandernden Bettelmönche und der Barfußärzte. Durchaus auf der Höhe der Zeit lebt er in Resonanz zu einem Kreis von Kolleginnen und Kollegen, der die ganze Welt umspannt und ist doch hier und jetzt unterwegs zu Einzelnen und kleinen Gruppen, die sich freuen, besucht zu werden. Eine Alternative für eine Kirche, die sich Predigerseminare, Pastoralkollegs und Bildungshäuser nicht mehr leisten kann.“

Anke Kreutz

Mit herzlichem Dank an Pfarrerin Carla Vanselow, die ihre Ansprache im Trauergottesdienst als Basis dieses Nachrufs zur Verfügung gestellt hat.
 

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