Aus den Standards

Aus dem Vorwort zu den 2014 beschlossenen Standards für die Sektion KSA in der Deutschen Gesellschaft für Pastoralpsychologie

KSA ist ein bewährtes und seit langem in Landeskirchen, Diözesen und christlichen Glaubensgemeinschaften anerkanntes ökumenisches Modell für Aus, Fort- und Weiterbildung in Seelsorge und Supervision. Die Wurzeln der KSA liegen in der Reflexion seelsorglicher Begegnungen und in dem Verständnis von Seelsorge als lebendige usdrucksform christlichen Glaubens. Annahme, Toleranz, das Erkennen von Differenz und die Suche nach gemeinsamem Verstehen bilden die Grundlage jeder seelsorglichen Begegnung.

Grundmodell Seelsorge

Seelsorge ist offen für das jeweilige Gegenüber unabhängig von weltanschaulichen, religiösen und kulturellen Prägungen. Auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes ist jede gelungene Seelsorgebeziehung vom Respekt vor der Einzigartigkeit und Würde eines jeden Menschen geprägt. Seelsorge begegnet den Menschen mit ihren individuellen Fragen und Sehnsüchten, Freuden und Nöten und in ihren Beziehungssystemen. Sie beachtet dabei den konkreten gesellschaftlichen Kontext und hat einen klaren Zeitbezug.

Voraussetzungen für die Möglichkeit gelingender Begegnungen sind Achtsamkeit und Wachheit sowie die Fähigkeiten, sich einzufühlen, gleichzeitig auf sich selbst zu achten und sich abgrenzen zu können.

So können sich Räume eröffnen für durch Versöhnung, Freiheit und Hoffnung getragene Lebensgestaltung. Die Sehnsucht nach Sinn und die gewachsene Offenheit für Spiritualität ermöglichen, dass die religiöse Dimension auch für Menschen in säkularen Kontexten Bedeutung entfalten kann.

Verfahren für vielfältiges Lernen

Das KSA-Verfahren setzt voraus, dass diesen seelsorglich erlernten Qualitäten auch in Supervisions- und Leitungs-Zusammenhängen eine grundlegende Bedeutung für professionelle Begleitung zukommt. Die hierfür erforderlichen Begabungen zu entdecken, zu fördern und (weiter) zu entwickeln hat sich KSA in einem mehrstufigen Fort- und Weiterbildungsmodell zum Ziel gesetzt.

Klinische Seelsorgeausbildung eignet sich in klassischer Weise für die Qualifikation von Theologinnen und Theologen und anderen Mitarbeitenden im pastoralen Dienst. Sie ist ebenso ein geeignetes Lernmodell für die Ausbildung Ehrenamtlicher in Seelsorge.

Darüber hinaus entwickeln zunehmend Menschen nicht theologisch ausgebildeter Berufsgruppen Interesse an der Fort- und Weiterbildung in KSA.

In den letzten Jahren wurde die spezifische Form des Seelsorge-Lernens der KSA in interreligiösen Zusammenhängen (z.B. christlich-jüdisch-muslimisch-buddhistisch) erprobt. Dies erfährt besonders in multikulturell geprägten Ballungsräumen Deutschlands deutliche Resonanz.

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Wurzeln - Wirkungen - Weiterentwicklungen

KSA hat ihren Ursprung in dem in den USA entwickelten Modell „Clinical Pastoral Training“ (CPT) oder „Clinical Pastoral Education“ (CPE), das sich in den 60er/70er Jahren des 20.Jahrhunderts vielfach über die Niederlande, in Deutschland (Ost und West), europa- und weltweit ausbreitete. Markenzeichen ist nach A. Boisen ein Erfahrungslernen („learning by doing“) mit konkreten Menschen („living human documents“). Die deutschsprachliche Übersetzung „Klinische Seelsorgeausbildung“ meint dabei in Anlehnung an den amerikanischen Sprachgebrauch („clinical“) praxisbezogene bzw. fallorientierte Seelsorgeausbildung.

Der spezifische Theorie-Praxis-Ansatz von KSA und die sich hieraus entwickelnde „Seelsorgebewegung“ erzeugte eine hohe Resonanz auch in der Seelsorgelehre/Poimenik an den Universitäten und Kirchlichen Hochschulen im deutschsprachigen Raum. Ihre Impulse wirken bis heute in dialektischer Form wieder zurück in die Reflexion der Praxis von Seelsorge, Supervision und Kursleitung in der KSA.

In sich ständig weiter entwickelnden Ansätzen aus Psychotherapie, Psychologie, Soziologie, Philosophie, nicht zuletzt auch Theologie gewinnt diese Weiterentwicklung immer wieder neu Gestalt.